Liederbach: Den Fortbestand im Fokus

Liederbach (pw). Um den Fortbestand der Einsatzabteilung drehte sich am Freitagabend die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr im Alsfelder Ortsteil Liederbach.
Bei einer städtischen Sitzung im September des vergangenen Jahres wurde eine mögliche Schließung für das Jahr 2018 prognostiziert, wenn sich kein Nachfolger für den jetzigen Wehrführer Andreas Riffer findet. Dieser zeigte sich erstaunt, dass bereits im Juli des vergangenen Jahres eine Schließung und keine weiteren Mittel im Bedarfs- und Entwicklungsplan der Stadt zu finden waren.
Bürgermeister Stephan Paule sprach im Rahmen der Jahreshauptversammlung von einer ernsthaften Situation. „Feuerwehr hat etwas mit Professionalität zu tun, Ausbildung ist notwendig, um nicht sich und andere zu gefährden“, so seine deutlichen Worte. Wenn eine Wehrführung mit der passenden Ausbildung gefunden werde, dann sei der Fortbestand der Einsatzabteilung gesichert. Derzeit würde die Ausbildung der Führungskräfte in Liederbach jedoch nicht den gesetzlichen Grundlagen entsprechen, dementsprechend gebe es keine Berücksichtigung im Bedarfs- und Entwicklungsplan für ein neues Gerätehaus oder ein neues Einsatzfahrzeug. „Wenn die Voraussetzungen erfüllt werden, dann gibt es eine Berücksichtigung“, so Paule. Der Bürgermeister richtete einen dreimaligen Appell an die Versammlung, die Einsatzabteilung aktiv zu halten: „Ich wäre sehr, sehr froh, wenn es eine Führung mit notwendiger Ausbildung gibt“. Die Feuerwehr leiste im Ort großes Engagement über den Brandschutz hinaus, sie sei ein wichtiger Teil der Ortsgemeinschaft. Stadtbrandinspektor Michael Eilts kommentierte die Situation nur kurz: „Wenn sich eine Führung findet, wird der Plan geändert“. Laut seinen Schilderungen müssen die Voraussetzungen bis 2018 geschaffen werden. Er appellierte an die älteren Kameraden der Feuerwehr, die Jungen zu unterstützen. „Ihr habt viele Jahre Erfahrung gesammelt, vielleicht habt ihr Ratschläge für die Jüngeren“.
Der Vereinsvorsitzende und Wehrführer Andreas Riffer sprach in seinem Jahresbericht von einem sehr aktiven Jahr für die Feuerwehr. Er ließ die Erlebnisse aus Sicht des Vereins und der Einsatzabteilung Revue passieren. Er sendete einen Aufruf an die Liederbacher, sich in der Feuerwehr zu engagieren. Derzeit zählt der Feuerwehrverein 140 Mitglieder, in der Einsatzabteilung befinden sich 16 Kräfte. Während die Jugendfeuerwehr keine Mitglieder mehr zählt, befinden sich in der Ehren- und Altersabteilung 46 Mitglieder.
Die aktiven Feuerwehrleute trafen sich im vergangenen Jahr zu fünfzehn Übungsdiensten und zwanzig Unterrichten, hinzu kamen weitere Sonderausbildungen. Im Hinblick auf die Einsätze der Feuerwehr gab Riffer einen kleinen Ausschnitt, so waren die Liederbacher bei Wohnungsbränden in Alsfeld, dem Brand eines Getreidefeldes an der A 5 und einem Scheunenbrand in Eifa gefragt. Hinzu kamen ein böswilliger Fehlalarm in der Alsfelder Zeppelinstraße, ein Brandsicherheitsdienst am Alsfelder Familientag und die Hilfeleistung beim Aufbau der Unterkunft für Flüchtlinge in Alsfeld. Im vergangenen Jahr leisteten die Frauen und Männer der Feuerwehr Liederbach insgesamt 1840 ehrenamtliche Stunden, darunter 736 Stunden für Übungen und 147 Stunden für Einsätze. Die Gerätewartung erforderte 52 Stunden und wurde von Jan Rohrmann mit Unterstützung von Guido Fels durchgeführt. Wie der Wehrführer mitteilte, hält der Feuerwehrverein das Gerätehaus in Schuss. Die Stadt Alsfeld müsse nur für die Stromkosten aufkommen, da das Gebäude weder Heizung noch einen Wasseranschluss hat.
Im Hinblick auf die Vereinstätigkeit resümierte der Vorsitzende die freundschaftlichen Besuche der Partnerfeuerwehren aus der Heide und Eschborn sowie das freundschaftliche Verhältnis unter den Liederbacher Vereinen. Zu den Veranstaltungen des Feuerwehrvereins gehörten im vergangenen Jahr ein Sonnenwendfeuer, ein Tagesausflug in den Harz und eine Weihnachtsfeier. Am Liederbacher Weihnachtsmarkt sowie am lebendigen Adventskalender des Ortes beteiligten sich die Feuerwehrleute. Großen Dank richtete Riffer an den Dorfgemeinschaftsverein, der der Feuerwehr seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt: „Ohne unser Dorfgemeinschaftshaus würden und könnte eine Vielzahl von Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden“.
Für die Ehren- und Altersabteilung berichtete Ernst Peter Walter von einem Ausflug mit dem Frauenkreis der Kirchengemeinde, dieser führte unter anderem zu den Osterbrunnen nach Bad Wildungen sowie einer Edelsteinschleiferei in Bergfreiheit. Mit 31 Personen fand im Dezember das adventliche Beisammensein der Ehren- und Altersabteilung auf der Pfefferhöhe statt. Die Stammtische der Abteilung fanden regelmäßig statt, der nächste wird am 10. Februar mit dem traditionellen Heringsessen durchgeführt. Rechner Artur Schnitzer teilte in seinem Bericht ein Plus in der Kasse mit, neben Peter Bittner und Kay Rogalla wurde Julia Burg zur Kassenprüferin gewählt.
Zahlreiche Ehrungen wurden auf der Jahreshauptversammlung durchgeführt, Jürgen Vitt erhielt für 25-jährige Mitgliedschaft die silberne Ehrennadel des Vereins. Harald Schmidt, Helmut Wenzel, Jörg Böcher, Peter Hett, Thomas Haberkorn und Andreas Riffer wurden für ihre 40-jährige Mitgliedschaft mit Urkunden geehrt. Eine Urkunde für 60-jährige Mitgliedschaft erhielten Alwin Jung und Hermi Kaspar, für 65-jährige Mitgliedschaft wurden Erwin Schmiermund und Horst Weiß geehrt. Das silberne Ehrenzeichen des Bezirksfeuerwehrverbands Hessen-Darmstadt erhielten Andreas Riffer und Peter Hett für 40-jährige Mitgliedschaft. Drei Beförderungen konnte Stadtbrandinspektor Michael Eilts mit Bürgermeister Stephan Paule vornehmen. So wurde Marius Greil zum Feuerwehrmannanwärter befördert, die Beförderung zu Oberfeuerwehrleuten erhielten Jan Rohrmann und Julia Burg.
Bürgermeister Stephan Paule informierte in seinem Grußwort, dass der Rohbau der neuen Alsfelder Feuerwache fast fertig sei und die komplette Fertigstellung für Ende 2016 vorgesehen ist. Mit über zehn Millionen Euro Kosten sei es die größte Investition der Stadt Alsfeld für die vergangenen Jahrzehnte und die kommenden Jahrzehnte, derzeit stelle das Projekt jedoch kein Risiko für den Haushalt dar. Mit großer Würdigung reflektierte der Bürgermeister das Engagement der Feuerwehren im Aufbau der Alsfelder Flüchtlingsunterkunft. „Die Feuerwehrleute haben Herausragendes geleistet“, so Paule. Er stellte jedoch klar: „Im Dauerbetrieb ist das Ehrenamt an seine Grenzen gestoßen“. Wie er mitteilte, will das Land Hessen künftig nur noch hauptamtliche Kräfte für die Errichtung solcher Unterkünfte einsetzen. An den Landkreis appellierte er, die Halle nach der Räumung rasch wieder für den Sportbetrieb herzustellen. Für den Ortsteil kündigte Paule noch an, dass der Bürgersteig im Bereich der Romröder Straße in das städtische Investitionsprogramm aufgenommen wurde.
Stadtbrandinspektor Michael Eilts reflektierte in seinem Grußwort das Feuerwehrgeschehen im vergangenen Jahr auf Stadtebene. Derzeit zählen die Alsfelder Einsatzabteilungen 332 Kräfte, die im Vorjahr rund 25.000 Dienststunden leisteten. Die Feuerwehrleute besuchten 133 Lehrgänge und nahmen an 320 Ausbildungsdiensten teil. Insgesamt 260 Mal schrillte der Alarm für die Frauen und Männer der städtischen Feuerwehr. Dazu zählten 61 Brände, 149 technische Hilfeleistungen und 50 Fehlalarme. „Es war ein normales und entspanntes, aber einsatzreiches Jahr“, so Eilts. Laut seinen Schilderungen reichten die Einsätze vom angebrannten Essen auf dem Herd bis zum Großbrand mit einem Todesopfer. Im Hinblick auf Rauchwarnmelder appellierte der Stadtbrandinspektor: „Geht in der Nachbarschaft ein solches Gerät los, alarmieren Sie die Feuerwehr“. So sei es im Vorjahr zu einer äußerst brenzligen Situation gekommen, weil Nachbarn mit dem Absetzen eines Notrufes zögerten. Wie der Stadtbrandinspektor sagte, fallen für den Absetzer des Notrufs keine Kosten an. „Rauchwarnmelder haben ihre Bedeutung“, so sein Appell. Zu den technischen Hilfeleistungen der Feuerwehr informierte der Stadtbrandinspektor, dass sich diese nicht nur auf Verkehrsunfälle beschränkten. So führte er beispielsweise einen Unfall auf dem Brauereigelände an, bei dem ein Arbeiter unter Gärfässern eingeklemmt wurde oder die Errichtung der Flüchtlingsunterkunft. Laut Eilts waren die Feuerwehrleute zwei Wochen am Stück im Einsatz, um die Unterkunft herzurichten. Fünf Fahrzeughallen der Feuerwache wurden mit Material gefüllt, Versorgungfahrten bis nach Gießen, Kassel und Frankfurt durchgeführt. „Feuerwehren sind Meister der Improvisation“, kommentierte der Stadtbrandinspektor. Aus seiner Sicht wäre das Projekt ohne das Ehrenamt nicht machbar gewesen und kritisierte dafür die Politik auf Kreis- und Bundesebene. Seit Jahren würden die Mittel im Katastrophenschutz eingespart. „Der Vogelsbergkreis hat gesehen, was die Feuerwehren geleistet haben, es wäre an der Zeit die Förderungen auf Kreisebene anzupassen“, so der Stadtbrandinspektor.
Ortsvorsteher und Dorfgemeinschaftsvereinsvorsitzender Ernst Peter Walter dankte der Feuerwehr in seinem Grußwort für die Unterstützung im Ort. Wie er informierte, soll das Dorfgemeinschaftshaus in den nächsten Jahren zum Schmuckstück gemacht werden. „Wir wollen besonders den großen Saal aufhübschen“, so Walter. Alsfelds Vizewehrführer Daniel Schäfer bedankte sich in seinem Grußwort für die gute Zusammenarbeit, auch mit den Einsatzabteilungen Leusel und Angenrod. „Die gemeinsame Ausbildung hat Spaß gemacht“, so Schäfer. Stadtjugendfeuerwehrwartin Corinna Schlitt berichtete in ihrem Grußwort von Nachwuchsproblemen. „Wir haben zu wenig Jugendliche“, so ihre Warnung. Derzeit würden 45 Mädchen und Jungen in der Feuerwehr gezählt, davon alleine 28 in der Kernstadt. Dominik Zutz, der Vorsitzende des Liederbacher Turn- und Sportvereins, sprach in seinem Grußwort von einem ständig guten Verhältnis der Vereine. Er machte sich jedoch große Sorgen um den Fortbestand der Feuerwehr. „Wenn die Einsatzabteilung wegbricht, könnte auch der Verein auseinanderbrechen“, so Zutz.